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1987 wurde der mittelalterliche Altstadtkern Lübecks in die Liste des UNESCO Welterbes der Menschheit aufgenommen. Die zu diesem Anlass übergebene Urkunde kannst du im Foyer des Lübecker Rathauses anschauen. Damit wurde erstmals in Nordeuropa einem kompletten Stadtquartier diese Ehrung zuteil. Entscheidend für die Aufnahme waren der planmäßig angelegte und bis heute erhaltene Stadtgrundriss, die originale historische Bausubstanz und die unverwechselbare Stadtsilhouette mit den fünf gotischen Backsteinkirchen und ihren sieben Türmen. Bei einem Altstadtbummel spazierst du durch das einzigartige Welterbe entlang der von Nord nach Süd parallel verlaufenden Achsen und der zur Trave und zum Kanal hinabführenden Rippenstraßen wie zigtausende von Menschen vor dir, die in Lübeck in den vergangenen Jahrhunderten zuhause oder zu Besuch waren. Entdecke die kleinen und großen Schätze und erfahre, wie Menschen heute ihr Leben hinter alten Mauern gestalten.
Die Silhouette von Lübeck - "Damit die Erde hafte am Himmel, schlugen die Menschen Kirchtürme in ihn: sieben kupferne Nägel, nicht aufzuwiegen mit Gold.“Reiner Kunze
Das Welterbe der Altstadt umfasst drei Areale, die ihren historischen Charakter bis heute bewahrt haben und erkennen lassen, welche Macht und geschichtliche Bedeutung Lübeck als Königin der Hanse besaß.
1. Zone 1 im Norden und Osten der Altstadt
Zone 1 umfasst im Norden und Osten das Altstadtviertel, das durch Fischergrube, Pfaffenstraße, Königstraße, Mühlenstraße, die Straße "An der Mauer" und das Burgtor begrenzt wird. Hier befinden sich zahlreiche denkmalgeschützte Einzelgebäude entlang des historischen Straßennetzes, das ehemalige Dominikanerkonvent Burgkloster und das Burgtor als Teil der alten Stadtbefestigung. Wichtiger Bestandteil ist zudem der Koberg, ein fast vollständig erhaltenes Viertel aus dem späten 13. Jahrhundert mit St. Jakobi und dem Heiligen-Geist-Hospital. Auch die Kirchen St. Aegidien und St. Katharinen samt Katharinenkloster sowie das St. Annen-Kloster gehören dazu.
2. Zone 2 im süd-westlichen Bereich der Altstadt
Der zweite Bereich liegt zwischen der Petrikirche und dem Dom und birgt prächtige Patrizierhäuser aus dem 15. und 16. Jahrhundert. Das Holstentor und die alten Salzspeicher verstärken den monumentalen Charakter des Viertels. Die Bausubstanz stammt fast vollständig aus der Zeit, als die Hanse den Höhepunkt der Machtentfaltung erreicht hatte und Lübeck den Fernhandel in ganz Nordeuropa beherrschte. Darüber hinaus befindet sich hier ein großes zusammenhängendes Areal historischer Gänge.
3. Zone 3 rund um den Markt
Das dritte Areal umfasst den Bereich um den Markt mit der Marienkirche und dem Rathaus im Herzen der Altstadt. Es erhält die Erinnerung an das westlich angrenzende Gründungsviertel aus dem 12. Jahrhundert aufrecht, das dem Luftangriff von 1942 zum Opfer fiel. Hier wurden jahrelang umfangreiche Ausgrabungen durchgeführt, bevor das Viertel auf den alten Mauern nach historischem Vorbild wieder aufgebaut wurde. Ein modernes Städtebauprojekt im Einklang mit der Denkmalpflege, das du dir unbedingt einmal anschauen solltest!
Auch der Untergrund der drei Altstadtzonen ist Teil des Welterbes, archäologische Ausgrabungen gehören im „Troja des Nordens“ zum Alltag.
Denkmalschutz wird heute in Lübeck groß geschrieben, aber das war nicht immer so. Hätten sich nicht interessierte Bürger in den 1970er Jahren für den Denkmalschutz in Lübeck und den Erhalt des mittelalterlichen Stadtbildes engagiert, wären viele sanierungsbedürftige Altstadthäuser dem Streben nach Moderne zum Opfer gefallen. Die Bürgerinitiative Rettet Lübeck (BIRL) - ehrenamtlich seit 1975 aus Protest gegen eine Abbruch-Welle in der Altstadt entstanden – ist auch heute noch in Sachen Altstadtsanierung und Denkmalschutz aktiv. Dass der Altstadt im Jahre 1987 der UNESCO Welterbetitel verliehen wurde, verdankt Lübeck vielen engagierten Menschen der Stadt und ihren Initiativen. Die Lübecker Altstadt ist heute ein Ort voller Leben, in dem neue Bauprojekte behutsam und immer in engem Austausch mit allen beteiligten Akteur:innen und Institutionen realisiert werden. Im Gründungsviertel unterhalb von St. Marien entsteht zurzeit ein modernes Wohnareal, das die Parzellenstruktur der mittelalterlichen Stadt nachahmt.
Die historische UNESCO-Altstadtinsel ist lebendiges Zeugnis für die bewegte Geschichte der Hansestadt Lübeck. Aber die Zeit ist hier nicht stehengeblieben. Lübeck entwickelt sich weiter, wächst beständig und macht sich fit für die Zukunft. Steigende Einwohnerzahlen, ein verändertes Mobilitätsverhalten, der Wunsch nach einer hohen Aufenthaltsqualität und mehr Nachhaltigkeit – diese Aspekte greift das Projekt „LÜBECK überMORGEN“ auf. Unter diesem Begriff vereinen sich zahlreiche städtische Einzelprojekte und aktive Beteiligungsmöglichkeiten für Lübecker Bürger:innen. Im Dialog wird hier der Weg in die Zukunft vorgezeichnet und beschritten.
Erfahre mehr über die
verschiedenen
Entwicklungskonzepte der
Hansestadt Lübeck!
Als Vergeltungsschlag für den deutschen Angriff auf Coventry im Zweiten Weltkrieg überzogen 234 Maschinen der britischen Royal Air Force die Königin der Hanse in der Palmarumnacht 1942 mit einem Bombenhagel und hinterließen eine Schneise der Verwüstung. Die Folgen des Angriffs waren verheerend. Die durch die Brandbomben verursachten Einzelfeuer entwickelten sich auf engem Raum rasch zu Großbränden. Drei der fünf Kirchen brannten, die Türme stürzten ein. 320 Menschen kamen ums Leben, ein Fünftel der Altstadt wurde zerstört, mehr als 15.000 Lübecker:innen wurden obdachlos. Noch heute erinnern die herabgestürzten Glocken von St. Marien an diese Schreckensnacht. Bis die erste abendländische Stadt an der Ostsee ihre berühmte Stadtsilhouette zurückbekam, dauerte es Jahrzehnte. Vierzig Jahre lang haben die Lübecker ihre Kirchen wieder aufgebaut, zuletzt wurde 1987 der Turm von St. Petri wieder vollständig hergestellt. Im selben Jahr erhielt Lübeck als erstes Altstadtensemble in Nordeuropa den Titel UNESCO Welterbe, auf den die Lübecker:innen auch heute noch besonders stolz sind.
Insgesamt 17 Dokumente zur Geschichte der Hanse sind nun Teil des internationalen Registers des UNESCO-Programms „Memory of the World“ (Weltdokumentenerbe). Damit wurde einem Antrag stattgegeben, den die Hansestadt Lübeck 2017 mit Unterstützung der Deutschen UNESCO-Kommission in Bonn erstellt hatte und der im November 2021 bei der UNESCO in Paris eingereicht worden war. Bei diesem Gemeinschaftsantrag wirkten neben dem Archiv der Hansestadt Lübeck die Staats- bzw. Stadtarchive in Braunschweig, Bremen, Hamburg, Köln und Stralsund sowie Partnereinrichtungen in Belgien, Dänemark, Estland, Lettland und Polen mit.
Als UNESCO-Weltdokumentenerbe wurden einzigartige Urkunden und Aufzeichnungen eingetragen: Handelsprivilegien und Bündnisverträge, Protokolle der Hansetage (Rezesse), Zoll-Listen aus Hansestädten, Kaufmannsbriefe hansischer Kaufleute sowie Dokumente zu den hansischen Kontoren auf dem Gebiet des heutigen Europa. Sie stehen exemplarisch für das Wesen und die Geschichte der Hanse, die über 600 Jahre die Geschichte Nordeuropas prägte.
Auch in Lübeck wird es wieder Aktionen zum Welterbetag geben. Nutze derweil gern die digitalen Inhalte auf der Welterbetag-Website. Oder begib dich auf unseren Stadtspaziergang auf den Spuren des Lübecker Welterbes, den du jederzeit individuell machen kannst.
Veranstaltet wird der Welterbtag jährlich im Juni von der Deutschen UNESCO-Kommission und dem Verein UNESCO-Welterbestätten Deutschland. Durch verschiedene Aktionen und Angebote wird ein unmittelbarer Eindruck davon vermittelt, was Welterbestätten so einzigartig macht. Die 52 Welterbestätten in Deutschland bieten einen Blick hinter ihre Kulissen und machen so die Geschichte der Menschheit und die Wunder der Natur erlebbar.
Erkunde was Natur und Mensch erschaffen haben! Die UNESCO-Welterbestätten in Deutschland lassen dich historische Altstadtgassen erleben, durch außergewöhnliche Industriekulturen wandeln, Schlösser und Burgen erobern und beeindruckende Landschaften genießen. Gehe auf Spurensuche durch das Erbe der Menschheit!
In Schleswig-Holstein kannst du zwei weitere ganz besondere Welterbestätten kennenlernen. Seit 2009 ist das Wattenmeer mit einer Fläche von etwa 11.500 km² Weltnaturerbe. Es erstreckt sich entlang der Nordseeküste von den Niederlanden über Deutschland bis nach Dänemark. In Schleswig-Holstein lässt sich dieses Geschenk der Natur auf vielfältige Weise entdecken: barfuß im Watt, bei einer Kutschfahrt, einer geführten Wanderung, im Multimar Wattforum oder in der der Seehundstation in Friedrichskoog. Hier kannst du einmal tiefer in das Thema eintauchen. Seit 2018 gehören auch die bedeutende wikingerzeitliche Siedlung Haithabu und das mindestens tausend Jahre alte Grenzbefestigungssystem Danewerk an der Schlei zum Weltkulturerbe der Menschheit. Begib dich auf die Spuren der Wikinger. Erste Informationen findest du hier.